Startseite - Reiseberichte - 2000 (August): Tour in die Toscana (Italien)


"Regen..."

... das wär´ ja im Prinzip gar nicht so schlimm - aber müssen es gleich 3 Tage sein? So geschehen jedenfalls bei unserer "Sommertour" in die Toscana.

Dabei hätte das ursprüngliche Ziel unserer Motorradtour ja eigentlich die Schweiz werden sollen. Die hatten wir aber nach langen Beratungen und mehrfachem Auswerten der Reisewetterberichte kurzfristig als Reiseziel gestrichen. Als wir (Engelbert Lenhart und HPK) Anfang August 2000 auf eine mehrtägige Tour durch das Land der Eidgenossen gehen wollten, regnete es dort. Oder besser: es schüttete. Radio und TV meldeten vielerorts Überschwemmungen und unaufhörlich schlechtes Wetter, während aber der Reisewetterbericht für den Norden Italiens hoffen ließ! Warum also nicht mal in die Toscana - erst recht, wenn dort die Sonne scheint?

Donnerstags gings los. Westhofen - A 61 - A 6 - A5 - Basel. Das Wetter war durchwachsen, wenigstens kein Regen, die Stimmung war gut, die Motorräder schnurrten über den Asphalt. Kaum hatten wir die deutsch-schweizer Grenze hinter uns gelassen, wurde es aber schon Zeit, den Regenkombi auszupacken... "Nur schnell die grauen Wolken hinter uns lassen", war der einzige Gedanke. Und so fuhren wir (fast) Nonstop bis zur italienischen Grenze. Immer im Regen versteht sich und ohne - wie eigentlich gehofft - über den St.-Gotthard-Pass fahren zu können.

Chiasso - Italien - der Regen hört auf - endlich! Ein kurzer Halt an einer italienischen Autobahnraststätte, die nassen Klamotten ausziehen und den Himmel beäugen. Es war zwar nicht gerade sonnig, aber es schien trocken zu bleiben.

Unser Entschluß stand fest: Wir wollten weiter nach Genua fahren, dort übernachten und anschließend die ligurische Küste entlang in Richtung Süden touren. Am frühen Abend waren wir in Genua. Nette Carabinieri erklärten uns den Weg zu einem kleinen, zentrumsnahen Hotel, bei dem auch die Motorräder sicher untergestellt werden konnten. Der Abend verging rasch. Nach einem ausgiebigen Essen, ein paar "Drinks" und "einmal die Füße im Meer baden" fielen wir ziemlich geschafft in den Tiefschlaf. Am nächsten Vormittag, Tag 2 unserer Reise: REGEN! Es platschte wie aus Kübeln... "Wird schon vorbeigehen! Erstmal frühstücken!", dachte ich. Falsch gedacht: Da man ja nicht den ganzen Tag frühstücken kann, entschlossen wir uns, eingepackt in die Regenkombis Richtung Süden weiter zu fahren. Livorno war unser Ziel. Am frühen Nachmittag waren wir dort. Regen nonstop, versteht sich! Die Hotelsuche in Livorno gestaltete sich als wahres Drama. Schätzungsweise 15 Hotels wurden von uns angefahren. Einige der Rezeptionisten ließen uns beim Anblick der tropfenden Gestalten erst gar nicht ins Haus. "Completto, completto", riefen sie uns bereits entgegen, als wir noch nicht mal von den Motorrädern abgestiegen waren. Andere ließen uns wenigstens absteigen - aber ein Zimmer gab´s trotzdem nicht...

Der Verzweiflung nahe und hungrig (wo sollte man in den nassen Klamotten essen gehen?) machten wir uns wieder auf, heraus aus Livorno, wieder in Richtung Norden. In einem kleinen Örtchen, unweit von Pisa, wurden wir fündig: ein Motel! Kein Komfort, dafür aber ein trockenes Zimmer, eine Dusche und ein Bett.

Alle Möglichkeiten zum Trocknen der Motorradkleidung wurden sorgfältig genutzt. Jede Ecke, jedes Häkchen, jeder Fenstergriff und jede Schranktür war dafür gerade recht - und allmählich lief ein kleines Rinnsal durch den Raum.... Wir machten uns derweil - in trockener Kleidung und mit Schirm bewaffnet - auf und suchten ein Restaurant. Es war ein besonderes Restaurant! Tolles Ambiente, tolles Abend-Buffet, tolle Preise - aber das hatten wir uns verdient!!!

Am nächsten Morgen trauten wir unseren Ohren nicht: kein Regengeplätschere?? Tatsächlich! Draußen gab es Wolkenlücken am Himmel und sogar die Sonne blinzelte mal kurz durch. Also rauf aufs Moped und weiter nach Pisa.

Der schiefe Turm von Pisa

... gleich fällt er um!

Dom zu Pisa

Dom zu Pisa

Von Pisa fuhren wir am frühen Nachmittag nach Florenz und schon im allerersten Hotel hatten wir Glück: Zimmer frei! Der Page sah irgendwie lustig aus, als er unsere Motorradkoffer auf die Bude schleppte. Aber kaum waren wir auf dem Zimmer, begann es draußen erneut zu regnen! Das Wasser lief in breitem Strom die Straßen entlang, unsere Motorräder (vor dem Hotel geparkt) standen bis zu den Felgen im Nass!

Was soll´s! Mit Regen kannten wir uns ja inzwischen aus! Mit Regenschirm ging´s zu Fuß in die Stadt, ein bißchen Besichtigung da, ein bißchen Besichtigung dort und schließlich ein Bier in einem Lokal vor dem Dom in Florenz - das teuerste Bier, das ich je in meinem Leben getrunken hatte: 18 DM für 0,4 Liter! Ein indisches Abendessen rundete den Regentag ab.

Am Tag 3 der Tour: Regen! Der Blick aus dem Hotelzimmer ließ auch nichts Gutes mehr erwarten. Überall grau in grau. Kurzer Kriegsrat, Aufgabe unserer Absicht in das südlich gelegene Siena zu fahren, Beschluß, dem Leiden ein Ende zu setzen und wieder in Richtung Heimat zu steuern. Nach dem Frühstück hatte es aufgehört zu regnen, aber für wie lange? Wir ließen die Motorräder rollen, solange es von oben trocken blieb, wollten wir wenigstens etwas Strecke hinter uns bringen. Die Bikes rollten doch tatsächlich bis zur schweizer Grenze - ohne einen Tropfen Regen!!! Das machte mutig! Unsere Entscheidung: Wenigstens auf der Heimreise fahren wir über den St.-Gotthard-Pass!

Um es kurz zu machen: Etwa zwei Kilometer vor dem St.-Gotthard mußten wir wieder in den Regenkombi schlüpfen. Den Pass überquerten wir bei Nebel (Wolken), heftigem Wind und starkem Regen. Dieser hielt an, bis wir die Grenze in Basel erreicht hatten und riß dort aprupt ab. Innerhalb einer Fahrstrecke von nur etwa 30 km hatten wir strahlenden Sonnenschein. Die Umstände des bisherigen Reiseverlaufs machten allerdings wenig Lust darauf, die Tour eventuell in Deutschland fortzusetzen. Wir zogen es vor, den "Heimathafen" anzusteuern...

Dennoch: Rückblickend war es eine sehr schöne, wenn auch anstrengende und mit Umständen verbundene Tour. Eine Tour, die ich sicher nochmal fahren werde - dann aber hoffentlich ohne Regen!
  


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