Startseite - Reiseberiche - Sardinien-Tour (01. - 10.04.2004) |
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"Sardinien II" - oder "Die Befriedigung der Sucht nach Sardiniens Süden" Nach der phantastischen Motorradtour, die wir im Frühjahr 2003 über die Nordhälfte Sardiniens gemacht hatten, war es zu erwarten: 2004 würde der "Frühlingsausflug" der Funbiker erneut auf die (nach Sizilien) zweitgrößte Mittelmeerinsel führen! Bei unserer "Sardinien-2003-Nachlese", die wir im Oktober 2003 bei viel Zwiebelkuchen und noch mehr neuem Wein in Westhofen veranstaltet hatten, einigte man sich zwar für die 2004er Sardinientour zunächst mehrheitlich auf den Reisetermin "Herbst 2004", aber je näher das Frühjahr 2004 rückte, desto mehr wurden "Sardinien-Entzugserscheinungen" spürbar. Aushalten bis Herbst?? Noch sooo viele Monate bis zur nächsten Sardinientour?? Vielleicht würde es im Herbst ja regnen?? Sind die Temperaturen im Frühjahr nicht sowieso vieeel angenehmer?? Kurzum: Es brauchte nicht viel und schon war als neuer Termin der Monat April 2004 (Osterferien) ausgeguckt! Am Donnerstag, dem 01. April 2004, ging´s los! Um 7.30 Uhr machte ich mich mit Karlheinz GÜNTHER von Westhofen aus auf den Weg Richtung Süden. Wir waren sozusagen die Vorhut. Alle anderen Sardinientourer konnten berufsbedingt erst später starten. Das Reisewetter war prima. Zwar war es auf den ersten Metern noch etwas frisch, dann aber wurde es zusehends wärmer und wir konnten uns "Zwiebelschicht" für "Zwiebelschicht" von Teilen unserer Motorradkleidung befreien. Gegen 17.00 Uhr hatten wir den Hafen von Genua erreicht und kauften unsere Tickets für die Fährüberfahrt mit der "Tirrenia-Line" nach Porto Torres, an der Nord-West-Spitze Sardiniens. Die Fähre lief pünktlich um 20 Uhr aus. Die See war ruhig und wir hatten inzwischen im Innern des Schiffes in den mit Schlafsesseln bestückten Räumen unsere Plätze für die Nacht reserviert. Danach machten wir es uns in der Bar bequem und freuten uns bei dem einen oder anderen Bier auf die bevorstehende Inseltour. Der Allohool und die Müdigkeit der weiten Anreise taten irgenwann ihr Übriges...
Eigentlich war die Ankunft der Fähre in Porto Torres am Freitag, dem 02. April, erst für 7 Uhr avisiert. Das Schiff lief aber schon eine halbe Stunde früher ein. Es war noch kühl draußen, als unsere Bikes aus dem Schiffsbauch rollten und wir in das 30 km entfernte Städtchen Alghero aufbrachen. Dort hatten wir uns, bei Bekannten von Karlheinz Günther für zunächst eine Nacht eingemietet, um das Eintreffen der übrigen Tourteilnehmer zu erwarten. Meine Frau, Petra, traf nur etwa 2 Stunden nach uns auf der Insel ein. Sie hatte sich die lange Anfahrt als Sozia auf meinem Motorrad erspart und war per Flugzeug angereist! Die "Billigairline" Ryan Air machte das möglich. Morgens um 4 Uhr war Petra in den Linienbus von Worms nach Hahn-Flughafen (einfache Fahrt 11 Euro) eingestiegen und von dort nach nur rund eineinhalb-stündigem Flug in Alghero gelandet. Gegen 8.30 Uhr holten wir sie am Airport ab. Petra würde am Ende der Tour so auch wieder nach Deutschland zurück reisen. Den Freitag verbrachten wir in und um Alghero. Unter anderem machten wir eine kleine Motorradausfahrt zum Gelände der ehemaligen Tauchbasis, die Karlheinz Günther bis vor einigen Jahren in Fertillia, einem Vorort von Alghero, betrieben hatte. Danach stiegen wir per Bike auf den 497 m hohen Monte Dóglia und ließen bei herrlichem Sonnenschein unseren Blick über Alghero und die vorgelagerte Bucht schweifen.
Samstag, 03. April 2004! Heute war Anreisetag für den Rest der "Funbiker". Gegen 7 Uhr würden Karlheinz GRUN, Wolfgang u. Ruth KNABE sowie Ralf HILTMANN mit der Fähre in Porto Torres ankommen. Eigentlich wollten wir die Vier ja am schon Hafen in Empfang nehmen, aber der morgendliche Blick aus dem Fenster nahm uns ganz und gar die Lust, mit dem Motorrad nach Porto Torres zu fahren: Es regnete in strömen! Statt zum Motorrad griffen wir also zum Handy und baten das Quartet seinen Weg nach Alghero ohne unser Geleit zurück zu legen. An einem markanten Punkt in Alghero nahmen wir die Kameraden schließlich mit dem Auto unserer Gastgeber in Empfang und lotsten sie zum Frühstückstisch unserer Unterkunft.
"Was sollen wir jetzt machen?", war die Hauptfrage, die sich alle 7 Tourteilnehmer beim Frühstück stellten! Normalerweise sah unser Plan nämlich vor, dass wir uns noch an diesem Samstag auf den Weg in den Süden Sardiniens machen. Schließlich wollten wir dieses Jahr die Mitte und den Süden der Insel erkunden, weil uns dazu im Vorjahr die Zeit nicht mehr gereicht hatte. Aber sollten wir jetzt, bei strömendem Regen aufbrechen? Erstmal warteten wir ... und warteten ...und warteten ... bis es gegen Mittag endlich aufhörte zu regnen. Weil aber der immer noch ziemlich graue Himmel nichts dauerhauft Gutes erwarten ließ, faßten wir den Entschluß, lieber noch eine Nacht in Alghero zu verbringen. Selbst unser kleiner Motorradausflug, den wir in einer nachmittäglichen Regenpause mal kurz auf den Monte Dóglia machen wollten, wurde nach nur einem Kilometer wieder jä gestoppt, als uns erneut einsetzender Regen zur Umkehr zwang!
Aber wie sagt doch gleich ein Lebensweisheit: "Nichts ist so schlecht, dass es nicht noch für irgend etwas gut wäre!" In diesem Sinne hatte die Zwangspause in Alghero dann doch noch ihren Nutzen: Unser Nachzügler-Quartet hatte nämlich nach seiner Ankunft in Alghero berichtet, dass sie alle ihre Rückfahrt-Tickets für die Fähre Porto Torres - Genua verloren hätten! Die Tatsache, dass sich die in einer Jackentasche aufbewahrten Tickets selbständig gemacht hatten, habe man noch im Hafen von Genua bemerkt und sich bei der Fährgesellschaft um Ersatz bemüht. Tirrenia-Lines habe jedoch auf das für die Rückfahrt zuständige sardische Büro in Porto Torres verwiesen. Weil der Regen jetzt den Tourstart in den Süden Sardiniens zunichte machte, konnten die Vier wenigstens in Ruhe alles Erforderliche rund um die Ersatztickets klären.
Sonntag, 04.04.2004: Pfützen auf den Straßen aber SONNE am Himmel! Die Tour über die Insel konnte beginnen. "Traditionsgemäß" fuhren wir von Alghero entlang der kurvenreichen Westküste in Richtung Bosa. Ziel dort: Ein kleines Eiscafé im Ortszentrum, in dem wir schon im Vorjahr genüßlich Rast gemacht hatten.
Von dort ging es in südöstliche Richtung nach Fordongianus und kurvenreich weiter bis Samugheo, einem der Hauptorte des sardischen Handwerkes im Gebiet von Oristano. Neben der Herstellung von Teppichen, Decken und Wandbehängen ist Samugheo auch bekannt für seinen Karneval mit furchteinflößenden mamutzones Masken. Natürlich hielten wir unterwegs stets Ausschau nach einer geeigneten Agritourismo (Privatunterkunft auf dem Land / Bauernhof), in der wir uns - wie schon 2003 - mit Halbpension einmieten wollten. Eine geeignete Unterkunft fanden wir später im kleinen Örtchen Laconi, dem Zentrum des Sarcidano-Gebietes. Das aus 2 Doppel- und einem 3-Bettzimmer bestehende Agritourismo der Familie Melis (Maria Rita Melis, Via Giuseppe Verdi, 08034 Laconi / NU, Tel. 0782869730 - 3480532118) war mit uns ausbucht! Für 18 Euro pro Person und Nacht bot man uns "bed and breakfast", incl. Garage für die Motorräder. 50 Meter entfernt von unserer Unterkunft hatten wir zwei Restaurants für´s Abendessen (á la Carte) zur Auswahl. Eines dieser Lokale nutzen wir am Abend ausgibig - nicht nur für ein vorzügliches, typisch sardisches Essen <hicks>.
Unsere Einquartierung war sehr zeitig erfolgt und so war noch Zeit für eine kleine Motorradrunde ohne Gepäck in der Umgebung Laconis, bevor wir uns beim Abendessen der Völlerei hingaben. Der Ausflug führte uns an den Ostrand des Marmillagebietes, nach Barumini. Am Ortsrand von Barumini thront auf einer kleinen Anhöhe über den umliegenden Feldern die "Su Nuraxi Nuraghe". Gegen 16.30 Uhr waren wir da, aber schon um 16 Uhr wäre eine Führung gewesen und bis zur nächsten Führung dauerte es uns zu lange... Dumm gelaufen, aber auch der äußere Anblick dieses riesigen "Steinhaufens", der sich auf eine Fläche von über 1000 Quadratmeter erstreckt, war schon recht beeindruckend.
Die Rückfahrt zu unserer Unterkunft führte über eine Hochebene. Wir begegneten Schweine- und Schafshirten mit ihren Herden und fuhren dabei teilweise mitten durch die sich teilenden Tierherden hindurch. Und das Ganze spielte in einem Landschaftsbild, dass einem für Momente glauben ließ, man führe durch das deutsche Allgäu. Faszinierend! Der Montag (05.04.) begann mit Morgennebel, jedenfalls für die Frühaufsteher! Es war fanzinierend, auf dem Balkon zu stehen und zuzusehen, wie der Nebel langsam die umliegenden Bergspitzen freigab und ins Tal sank - und es war frisch draußen, ziemlich frisch! Kein Wunder, denn schließlich lag unser Quartier in immerhin knapp 600 m Höhe am südwestlichen Rand des Monte-Gennargentu-Gebirgszuges. Die zentrale Lage von Laconi bot sich an, wunderschöne Rundfahrten in der bergigen Umgebung zu machen.
Nach dem Frühstück, das uns in der "guten Stube" der Familie Melis serviert wurde, fuhren wir nordöstlich in Richtung Aritza. Kurz vor Aritza bogen wir rechts ab und fuhren auf einer kurvenreichen Bergstrecke über Gadoni und Seulo nach Ussassai und weiter nach Jerzu.
Das Örtchen war von seinen Bewohnern komplett aufgegeben worden, weil sich ihre Häuser in einem Bergrutschgebiet befinden und der weitere Verbleib lebensgefährlich war. Von Jerzu ging es zunächst westlich in Richtung Küste. Parallel zur Küste tourten wir nördlich bis Tortoli und machten einen Abstecher in das an der Ostküste gelegene touristisch stark frequentiere Arbatax, das inzwischen fast mit Tortoli zusammen gewachsen ist. Am Strand von Arbatax waren dann bei herrlichem Sonnenschein erst einmal Pause und ein kleines Nickerchen angesagt!
Es war schwer, sich danach wieder aufs Motorrad zu schwingen. Nach unserer Rast passierten wir das südwestlich gelegene Städtchen Lanusei bis wir in das etwa 50 Kilometer entfernte, am Nordrand des Monte Gennagentu-Gebirges gelegene Fonni kamen. Bislang hatten wir uns stets am Rande des Gebirgszuges bewegt, waren quasi drumherum gefahren. Jetzt aber fuhren wir mittendurch! Kurve an Kurve reihte sich auf unserem Heimweg von Fonni in das am Südrand des Gebirgszuges gelegene Laconi. Unbeschreiblich! Das Abendessen in unserer Unterkunft bestritten wir als Selbstversorger! Bevor wir nach Laconi zurückgekehrt waren, hatten wir in einem Supermarkt eingekauft. Wurst, Käse, Brot und Wein wurden im großen "Kofferraum" vom KHG´s Goldwing verstaut und später auf dem runden Tisch im Aufenthaltsraum unseres Agritourismo ausgebreitet. Es lag nicht lange dort...
Nach unserer zweiten Übernachtung in Laconi zog es uns weiter in Richtung Süden! Als wir am Dienstag (06.04.) gefrühstückt und unsere Zeche bezahlt hatten, starteten wir gegen 9.30 Uhr mit Gepäck. Erstes Tagesziel war nochmals das Örtchen Barumini mit seiner "Su Nuraxi Nuraghe". Aber auch diesesmal sollte die Besichtigung scheitern! Als wir bei der Nuraghe ankamen, gab es zwar eine Führung - die allerdings hätte nur in italienisch statt gefunden. Also nix für fremdsprachlich derart unbebildete Biker :-(. Aber kein Problem! Unsere Motorräder trugen uns auf der N197 steil südlich über Villamar, Samassi und Vallermosa ins Städtchen Sliqua. Hier waren wir von der uns entgegen gebrachten Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft begeistert! Folgendes war geschehen: Auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft (Agriturismo) für die kommenden Tage, kamen wir an der Stadtverwaltung vorbei. Während wir es uns in einem benachbarten Café gemütlich machten, bat unser "Tourguide" Karlheinz Günther bei der Stadtverwaltung um Auskunft über die örtlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Anstelle langer Erklärungen rief man bei der Verwaltung kurzerhand den örtlichen Polizisten herbei, der unserer Gruppe nach freundlicher Begrüßung kurzerhand voraus fuhr, um uns zu einer geeigneten Unterkunft zu bringen.
Wunderschön war sie gelegen, die Unterkunft - nur halt leider noch nicht fertig! Der außerhalb des Ortes, idyllisch unterhalb einer alten Festung gelegene Bauernhof war gerade erst beim Ausbau seiner Gästezimmer. Wir hätten dort zwar unsere täglichen Mahlzeiten einnehmen können, hätten jedoch woanders schlafen müssen. Das aber wollten wir auf keinen Fall, denn es hätte bedeutet, dass wir auch nach dem "Abendwein" <hicks> nochmal aufs Motorrad gemußt hätten... Trotzdem wurden wir von dem Hofeigentümer mit einem Abschiedstrunk ebenso herzlich verabschiedet wie wir schon begrüßt worden waren. Ja zwischendurch holte man sogar noch den Neffen herbei, der mit gutem Deutsch davon berichtete, einige Jahre im Eiscafé seines Bruder im Schwarzwald beschäftigt gewesen zu sein! Schade, dass das mit der Unterkunft auf dem Hof nicht geklappt hat. Aber nächstes Jahr sind die Zimmer ja fertig ;-))
Danach wurde es schwierig, eine offene Agritourismo zu finden! Unser polizeilicher Lotse hatte inzwischen wieder seinen Dienst fortgesetzt und wir tourten alleine rund um Siliqa. Ein Agritourismo-Hinweisschild im Nachbarort Vallermosa führte uns erst kilometerweit durchs Hinterland und schließlich über einen unbefestigten, ausgewaschenen Weg zu einer Hütte auf einem Berg. Die war nicht nur geschlossen, sie wäre als Stützpunkt für unsere Tagestouren auch zu beschwerlich erreichbar gewesen - erst recht für unseren Goldwinger! Also wieder nix! Als wir auf dem Rückweg von der Hütte an einer Straßeneinmündung in Vallermosa anhielten um uns zu besprechen, kam lachend ein alter Mann mit den Worten "Mein lieber Mann!" auf uns zu. Er freute sich riesig, Deutsche in "seinem" Ort zu sehen und berichtete froh von seinem Aufenthalt als Gastarbeiter in Deutschland. Jetzt, als Rentner, war er wieder in seine Heimat zurück gekehrt. Bei der Verabschiedung gab er uns den Tipp, doch mal in Richtung Iglesias zu fahren. Dort wäre es um Agritourismos besser bestellt. Weil wir nach unserer Ankunft in Iglesias nicht wieder lange nach einer Unterkunft suchen wollten, statteten wir den örtlichen Carabinieri einen Besuch ab. Die Auskunft des Carabinieri führte uns schnell zum Ziel: Kurz hinter Iglesias wurden wir in Gonnesa fündig! Die Agritourismo "Lo Sperone" (Statale 126, Gonnesa, Tel. 078136247) war in gastfreundschaftlicher Hinsicht ein echter Volltreffer! Zwar lösten die Unterbringungsabsichten der Hausherrin bei mir anfangs etwas Unruhe aus (7 Personen sollten sich ein einziges Bad mit WC auf dem Flur teilen), der Unruhe wurde nach meiner Intervention aber direkt und freundlich Abhilfe geschaffen, als man uns eines der ebenfalls vorhandenen Zimmer mit eigenem Bad anbot.
Er war für die Zubereitung der bei jedem Menü obligatorischen Fleischplatte zuständig und grillte täglich mit sichtbarer Leidenschaft Lamm-, Wildschwein- und Ziegenfleisch! Mmmhhh - lecker! Auch für den flüssigen "Non-Limit"-Nachtisch, der stets nach dem Espresso gereicht wurde, war der Patrone verantwortlich. Er kredenzte, so wie in einem Agritourismo üblich, vornehmlich eigene Produkte wie z.B. Limoncello, einen Zitronenschnaps oder Grappa... "Lo Sperone" ist sicher auch ein Paradies für Kinder! Auf dem Bauernhof wimmelt es nur so von Tieren der verschiedensten Arten: Hunde, Schafe, Hühner, Ziegen, Katzen, Schweine - eigentlich fehlt nichts, was einem bei dem Wort "Bauernhof" an Tierarten so einfallen kann! Besonders aber die Pferde haben es dem "Patrone" und seinen zwei Töchtern angetan: Man begegnet den Pferden nicht nur in natura, sondern auch auf zahlreichen Wandmalereien und Bildern!
Gonnesa und "Lo Sperone" waren also Ausgangspunkt für unsere Touren über den Südteil Sardiniens! Gleich nach unserer Ankunft machten wir noch einen Kurzausflug entlang der Westküste und fuhren von Gonnesa bei tollen Panoramablicken nach Buggerru, einer kleinen, tief unten in einer Bucht gelegenen Ortschaft. Von hier folgten wir der Straße bis Fluminimaggiore und auf kurvenreicher Strecke gings dann wieder zurück nach Iglesias und Gonnesa.
Die erste
ausgiebige Südtour unternahmen wir am Mittwoch
(07.04.). Wir starteten gegen 9 Uhr. Als Ziel Nr. 1 hatten wir uns auf
Empfehlung unseres "Patrone" einen Besuch der Isola di S.
Antioco vorgenommen. Die Insel ist durch einen flachen Meeresarm und
Lagunen vom Festland getrennt und kann auf einer über die Lagune
erbauten Dammstraße erreicht werden.
Danach machten wir uns auf zwei Rädern weiter auf den Weg zur Nordspitze der Insel. Unser Ziel dort: Calasetta. Donnerwetter war es inzwischen heiß geworden! Am Hafen von Calasetta gehörte die erste (und einzige) Bar uns! Klamotten aus, Capuccino kaufen, im Freien sitzen und die Sonne genießen - ruck zuck stellte sich das perfekte Italien-Urlaubs-Feeling ein. Allerdings glühte der gelbe Planet inzwischen so stark, dass die Ersten (allen voran der Schreiber) schon bald wieder in den Schatten flüchteten.
Nach diesem Zwischenstopp und einem sich anschließenden Einkauf von Brot, Wurst und Käse für die an der Costa del Sud geplante Mittagspause setzen wir uns von Calasetta aus wieder in Bewegung. Als wir San Antiocco verlassen und das Festland wieder erreicht hatten, steuerten wir parallel zur Küste in Richtung Süden. Von der Küstenstraße der Costa del Sud blickten wir auf Capo Toulada, dem südlichsten Zipfel Sardiniens - dort wo Italien dem afrikanischen Kontinent am nächsten kommt. Unsere Mittagspicknik und den obligatorischen Mittagsschlaf machten wir in einer "Bilderbuchbucht" an einem "Bilderbuchstrand". Leider habe ich den Namen der Bucht nicht mehr in Erinnerung, aber in der abseits der Straße gelegenen, kleinen, gleichmäßig geschwungenen Bucht mit ihrem türkisfarbenen Wasser und dem warmen, weißen Sandstrand hätte man einen ganzen Tag verbringen können...
Vom Strand suchten wir uns den Weg zurück ins Städtchen Teulada und weiter über das nordwestlich gelegene Villaperuccio nach Narcao. Von dem auf ca. 120 m über dem Meer gelegenen Ort führt eine kleine Nebenstraße über die Berge ins weiter nördlich gelegene Villamassagia. Einige Kilometer vor Villamassagia windet sich die aus den Bergen kommende Straße in unzähligen Kehren wieder hinunter ins Tal und gibt dabei einen unbeschreiblichen Panoramablick frei. Es war überwältigend! Nicht nur ich hielt mehrfach an, denn man konnte kaum genug bekommen von diesem grandiosen Eindruck. Gegen 18 Uhr erreichten wir Iglesias. Hier nahm nun jenes "Verhängnis" seinen Lauf, das den Tourteilnehmern wohl noch ewig Stoff für Erzählungen bieten wird: Weil noch etwas Zeit bis zu dem für 20 Uhr bestellten Abendessen war, schlug Tourguide KG vor, doch nochmal "schnell" eine alte Tempelanlage zu besichtigen, die sich unweit von Iglesias, in Richtung Fluminimaggiore befindet. Gesagt getan! Die Tempelanlage "Tempio di Antas" wurde gefunden und besichtigt.
Und weil wir danach nicht wieder auf dem selben Weg zurück fahren wollten, auf dem wir angereist waren, schlug unser Tourguide einen Umweg über die Berge, hin zur Grotta di San Giovanni - einer Grotte, die man durchfahren könne - vor. Der Weg in die Berge war unbefestigt und teilweise ziemlich ausgefahren! Wohl alle dachten sich, "das hört bestimmt bald auf", aber es hörte und hörte nicht auf... Treu den kaum noch wahrnehmbaren oder gar als Straße zu bezeichnenden, hellen Linien auf seiner Landkarte folgend, fuhr Tourguide K. voraus. Der Rest der Truppe folgte brav, so wie es sich gehört, auf der heftig staubenden Piste. Ein Paradies für Enduro-Fahrer! Aber gab es die bei uns?? Meine Beobachtungen an den immer wieder notwendigen Sammelpunkten (Warten auf Goldwing Karlheinz) ließen eigentlich nur einen Einzigen erkennen, der die Strecke mit kindlich glänzenden Augen, so als hätte man ihm ein tolles Weihnachtsgeschenk gemacht, absolvierte: Wolfang auf seiner BMW GS! Wir waren schon eine gute Weile gefahren und befanden uns "irgendwo" mitten in den Bergen, als wir plötzlich ein schon vor langer Zeit verlassenes, altes Dorf durchquerten. Die dachlosen Gebäude waren nur noch Ruinen und in Verbindung mit dem warmen Licht der Abendsonne und ihren langen Schatten hatte das Ganze etwas mystisches. Ich schätze mal, dass hier vor uns noch nicht viele Tourenfahrer durchgekommen sind und ich bin mir besonders sicher, dass vor unserem Besuch noch nie eine Goldwing durch das alte "Malacazzetta" gerollt ist!
Ich habe die Kilometer, die Zeit und die durchfahrenen Schlaglöcher nicht gezählt und es dürfte eine unfaßbare Menge an Flüchen und Schimpfkanonaden gewesen sein, die unser Goldwingfahrer auf seiner Maschine ausgestoßen hat, bis wir irgendwann - waren es 20 oder 30 km? - wieder Asphalt unter den Reifen hatten. Irgendwie hatte ich mich innerlich sogar darauf eingestellt, in freier Natur übernachten zu müssen, aber auch Petra, die als Sozia tapfer die holprige Strecke und die teilweise steilen Auf- und Abfahrten auf Geröllstrecken ertragen mußte, tat mir zwischendurch leid. Froh war am Ende wohl jeder, dass wir da wieder heil, d.h. ohne Umfaller, Panne oder Freiluftübernachtung rausgekommen sind. Wo wären wir wohl gelandet, wenn wir fernab jeder Zivilisation nicht zufällig das Bergwandererpaar aus Österreich getroffen hätten, dass uns anhand seiner neuen Karte die grobe Richtung wies? Und wo wären wir gelandet, wenn wir nicht zufällig an einer Wegkreuzung hoch oben auf einem Berg ein Forsthaus entdeckt hätten, dessen Bewohner uns die Auskunft gab, wir müßten "nur noch etwa 15 Kilometer" dem unbefestigten Weg folgen, bis wir wieder in eine Ortschaft kämen? Ich weiß es nicht! Es war jedenfalls ein klasse Gefühl, als wir bei inzwischen eingebrochener Dunkelheit auf den Anfang einer asphaltierten Straße stießen! Da standen wir nun! Es war Dunkel, um uns herum zirpten ein paar Grillen und unsere Motorräder waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Zwischen meinen Zähnen knirschte es sandig und als ich mir kurz auf die Motorradjacke klopfte, stieg auch da eine größere Staubwolke empor. In Anbetracht der Uhrzeit - die "20-Uhr-Abendessenmarke" war sehr deutlich überschritten - dürften sich inzwischen wohl auch die Wirtsleute in unserer Unterkunft über unseren Verbleib Gedanken machen? Dabei waren es jetzt noch einige Kilometer, die wir von unserem momentanen Standort in der Nähe von Domusnovus bis nach Gonnesa zurückzulegen hatten! Vor der Rückfahrt gab es aber noch drei wichtigte Dinge zu erledigen: Erstens galt es, unseren Goldwingfahrer, dessen Flüche zwar inzwischen verstummt waren, der aber irgendwie keinen wirklich glücklichen Eindruck machte, wieder etwas aufzurichten. Zweitens mußte die Goldwing auf den Ursprung eines plötzlich aufgetretenen Klappergeräusches am Vorderrad untersucht werden und zum Dritten mußte jemand die jetzt endlich wieder bestehende, wenn auch nur knappe Funkverbindung ins Handynetz ausnutzen und umgehend ein Telefonat mit der daheim gebliebenen Ehefrau abarbeiten. Der eigentlich vereinbarte Anrufzeitpunkt war nämlich längst verstrichen und die Liebste sollte sich keinesfalls sorgen. Ich verrate an dieser Stelle auch nicht, wer das war, Ralf, versprochen! Irgendwann, ich glaube, es war gegen 21.30 Uhr, kamen wir in unserem Agritourismo an. Mit dem Essen hatte man auf uns gewartet, es gab nicht das geringste Problem! Gleichwohl hatten sich die Wirtsleute - wie erwartet - ihre Gedanken über unser Fernbleiben gemacht. Sie hatten eine Panne vermutet. Natürlich bestimmte das Erlebte, der diesem Abenteuer innewohnende Mut und das beispielgebende Fahrvermögen aller Tourteilnehmer die Gespräche des Abends - begleitet von einigen Gläsern wohlschmeckenden Rotweins und Grappa.
Am Donnerstag (08.04.) war natürlich erst einmal "Moped" putzen angesagt! Schon vor dem Frühstück gingen die ersten ans Werk und bald glänzten die Maschinen wieder so wie die Augen der stolzen und mutigen Fahrer, die die schwierige und gefährliche Bergtour des Vortages überlebt hatten! Nach dem Frühstück fuhren wir auf der östlich führenden Schnellstraße in Richtung Cagliari. Heute wollten wir die Südostecke Sardiniens, die "Costa Rei", bestreifen. Ein Tankstopp und ein kurzer Besuch in einer Strandbar waren das Einzige, was wir von der quirligen und verkehrsreichen Inselmetropole Cagliari erlebten. Aber in Anbetracht der noch vor uns liegenden Strecke, war an eine Stadtbesichtigung nicht zu denken und auch nicht gewollt. Dazu würde man einen eigenen Tag - ohne Motorradfahren - benötigen.
Auf der landschaftlich reizvollen Straße in Richtung Villasimius erlebten wir tolle Blicke auf die Küste und das glitzernde Meer. Leider zog sich am Nachmittag der Himmel immer mehr zu und als wir schließlich an der Costa Rei einen Stopp zum Mittagessen einlegten, tröpfelte es sogar leicht. Gott sei dank verzogen sich die Regenwolken schon bald wieder mitsamt ihrem Inhalt! Stell Dir vor, Du bist in Italien und es gibt nirgendwo Pizza! Nicht möglich? Wir haben es erlebt! Unser Beschluß, zum heutigen Mittagessen erstmals eine Pizza zu uns zu nehmen, scheiterte entweder daran, dass eine Vielzahl der ins Auge gefaßten Pizzerien (noch) nicht geöffnet hatten oder daran, dass die Pizzerien zwar offen waren, aber zur Mittagszeit keine Pizza anboten - die gäbe es, so die wiederkehrenden Erklärungen der Wirte, erst am Abend. Also aßen wir einfach Spagetti...
Ohne den üblichen Mittagsschlaf fuhren wir auf der kurvigen, in den Fels gehauenen N 127 wieder in Richtung Cagliari und von dort auf der Schnellstraße zurück in unsere Unterkunft nach Gonnesa. Den Abend wollten wir gemütlich angehen. Nicht nur weil es unser letzter Abend im südlichen Sardinien war und wir schon das eine oder andere packen wollten, sondern auch deshalb, weil wir um Mitternacht, mit Beginn des 9. April, feiern wollten: Petra´s Geburtstag! Nach dem Abendessen gab es ein gemütliches Beisammensein, an dem auch unser "Patrone" und seine Frau teilnahmen. Besonderer Schwung kam in den Abend, als der Wirt des "Lo Sperone" plötzlich eine Gitarre auspackte und sie unserem Ralf in die Hände legte! Wer hätte gedacht, dass sich hinter unserem sonst eher ruhigen TDM-Fahrer eine solche Stimmungskanone verbirgt? Ralf zupfte die Saiten was das Zeug hielt und der Rest sang dazu! Ruck zuck war Mitternacht und wir ließen Petra hochleben!
Karfreitag
(9. April) war Rückreisetag. Schon früh wurden die Motorräder
bepackt und nach herzlicher Verabschiedung von den Wirtsleuten
machten wir uns auf den Weg, die Insel längs zu durchfahren! Ich
hatte dabei die Ehre, ein "Geburtstagskind" auf dem Sozius meines
Motorrades zu haben. Bei sonnigem Wetter fuhren wir die Küstenstraße von Gonnesa nach Buggerru und von dort weiter landeinwärts nach Guspini. Weiter nördlich, in der Nähe von Oristano, stoppten wir unsere Fahrt, um einen idyllisch gelegenen Wasserfall anzusehen. Dazu war allerdings der lange Abstieg über einen neben der Straße liegenden Fußweg in eine Schlucht nötig. Zwar begann es ausgerechnet hier zu regnen, die meisten guckten sich das Naturschauspiel aber dennoch an. Die weitere Rückreise bestritten wir in Regenkleidung.
Als wir am frühen Nachmittag das Städtchen Bosa erreicht hatten, hörte der Regen auf, so dass wir dort in unserem "Stamm-Eiscafé" sogar im Freien sitzend noch ein Abschluß-Eis zu uns nehmen konnten. Die Regenkombis packen wir wieder ein. Entlang der Nordwestküste begleiteten uns zwar anschließend noch ziemlich graue Wolken, aber es blieb trocken. Gegen 16.00 Uhr waren wir in Alghero bei den Bekannten von Karlheinz Günther, wo wir ihn und Petra zurück ließen, bevor wir unsere Fahrt zum Fährhafen mit jetzt nur noch 4 Motorrädern fortsetzten. Petra würde nach einer letzten Übernachtung in Alghero am Samstag früh per Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen, während Karlheinz noch ein paar Sardinientage an die Tour hängte und seine Rückfahrt erst nach den Osterfeiertagen geplant hatte. Wir waren rechtzeitig im Büro der "Tirrenia" in Porto Torres und die Ausstellung der Ersatztickets klappte problemlos. Nach einem letzten Cappuccino in der Hafenbar, rollten wir auf die Fähre.
Samstag (10.04.), frühmorgens, waren wir in Genua. Hier trennten sich erneut unsere Wege: Während Goldwing-Karlheinz zusammen mit Ralf eher gemütlich in Richtung Deutschland fuhr und für die Rückreise sogar noch eine Übernachtung in Erwägung zog, fuhr ich mit Wolfgang und Ruth auf kürzestem Weg in die Heimat. Trotz unserer Befürchtungen, dass uns der Ostersamstag möglicherweise einige Verkehrsprobleme auf der Heimfahrt bescheren könnte, kamen wir rasch voran. Das einzige Problem war der Regen, der sich unmittelbar nach Überquerung der schweizer Grenze bei Ciasso einstellte und der bis kurz vor Basel anhielt! Vor der Süd-Einfahrt in den St. Gotthard-Tunnel und nach verlassen des Tunnels im Norden fielen sogar Schneeflocken vom Himmel und die Straßenränder waren weiß. Zum Glück hatten wir uns schon auf der Fähre, vor Antritt der Rückfahrt, wieder wintertauglich gekleidet und zum Glück gibt´s Griffheizungen! Nach einem Stopp in einer Pizzeria(!) in Weil am Rhein, direkt nach der deutsch-schweizerischen Grenze, brachten wir - bei jetzt wieder sonnigem Wetter - die letzen Autobahnkilometer bis Westhofen bzw. Frankfurt hinter uns. Unsere Motorräder stellten wir schließlich zu Hause in der Vorfreude auf die am 19. Mai beginnende Funbiker-Tour ins benachbarte Tschechien ab...
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