Zurück - Spanien-Tour, 02. - 11. Mai 2005
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1 x Spanien und zurück - mit dem Motorrad!

"Wie wär´s, wenn wir die Strecke einfach komplett mit dem Motorrad fahren würden?" Diesen Satz mußte Udo Huck nicht zweimal sagen, als wir einige Wochen vor unserer Spanientour beratschlagten, wie man den Weg von Deutschland nach Spanien wohl am Besten zurück legen sollte.

Bis dahin hatte die grobe Planung eigentlich so ausgesehen, dass die Motorräder zunächst per PKW-Anhänger nach Denia an der Costa Blanca transportiert werden sollten. Von dort, dem Wohnort von Udo´s Eltern, hatten wir dann Touren im bergigen Hinterland der Costa Blanca und Spaniens Süden ins Auge gefaßt.

Da ich nun aber - wie Udo - noch genügend Urlaubstage zur Verfügung hatte, um die Dauer der Tour flexibel zu gestalten, war ich mit Udo´s Vorschlag direkt einverstanden: Wir würden die An- und Abreise nach Spanien per Motorrad durchführen und anstelle mehrerer (oder mehrtägiger) Touren im Hinterland der Costa Blanca, würden wir jetzt einfach den Hin- und Rückweg nach Spanien zum eigentlichen Ziel unserer Reise erklären. Als Abreisetag wurde Montag, der 2. Mai 2005, vereinbart, weil an dem davor liegenden Wochenende zunächst noch die Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes zu bewältigen war.
   

-- Montag (02.05.2005) --
Westhofen --> Lons le Saunier

Die heutige Fahrtstrecke auf der Landkarte -- Karte anklicken!
Streckenkarte      

Es war bereits 12.35 Uhr, als wir in Westhofen, die Motoren unserer bepackten Zweiräder für die Fahrt in Richtung Süden starteten. Kurz zuvor war Udo erst aus dem zirka 130 km nordöstlich von Westhofen gelegenen Wolferborn (Hessen) angereist. Seine späte Anreise hatte ihre Ursache in der Huck´schen Waschmaschine, welche pünktlich zur Spanienfahrt irreparabel ihre Dienste aufgekündigt hatte und den notfallmäßigen Sofortkauf einer neuen Maschine herausforderte. Erst nachdem diese Herausforderung erfolgreich bewältigt worden war, hatte Udo - verständlicherweise - grünes Abreiselicht erhalten.

Von Westhofen fuhren wir zunächst über die A 61, die A 65 (Abfahrt Kandel-Süd) und die Bundesstraße 9 bis zur französischen Grenze. In Frankreich folgten wir der linksrheinischen A 35 südlich über Straßburg, Mühlhausen und Belfort bis Besancon. An der Abfahrt "Besancon-Mitte" fuhren wir auf die N57 (Richtung Lausanne) und kurz danach auf die N 83 bis Lons les Saunier.

Als wir hier ankamen, war es bereits kurz nach 18 Uhr und wir hatten seit Westhofen rund 520 km zurück gelegt. Zeit also, für die erste Zwischenübernachtung. Gleich am Ortseingang von Lons le Saunier steuerten wir deshalb ein ETAP-Hotel an und mieteten uns ein.

ETAP-Hotel in Lons le Saunier

1. Übernachtung in einem ETAP-Hotel
(RN 83 - Rue en Bercaille, 39000 Lons le Saunier,
DZ/Dusche/WC = 47 Euro, incl. Frühstück,
kleine Zimmer, sauber und ausreichend für einen Zwischenstopp)

ETAP-Hotel in Lons le Saunier

Das Abendessen nahmen wir in einem nahegelegenen Restaurant ein. Für 15 Euro gab´s dort "Buffet non Limit". Einige Teller und Bierflaschen später wackelten wir müde zu unserem Hotel.
  

-- Dienstag (03.05.2005) --
Lons le Saunier --> Cocours (Tarn)

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Streckenkarte      

Tag 2 unserer Reise begann mit dem Weckerklingeln um 7 Uhr. Um 8.15 Uhr waren die Mopeds schon wieder gepackt und wir rollten auf der N 83 weiter südlich bis Bourg en Bresse. Hier fuhren wir schließlich auf die A 46 auf, da wir uns nicht auf der Nationalstraße durch die schon bald folgende Millionenmetropole Lyon quälen wollten. Während wir auf dem Autobahnring um Lyon waren, begann es plötzlich stark zu regnen. Gerade noch rechtzeitig schafften wir es, unter einer Brücke anzuhalten und unsere Regenkombis anzuziehen.

Wenig südlich von Lyon hörte der Regen wieder auf. Unsere Kombis behielten wir aber erstmal an. Zum Einen konnte sich der Himmel über uns noch nicht so recht entscheiden und hielt weiterhin viele graue Wolken parat, zum Anderen bot uns der Fahrtwind die Gelegenheit, unsere Regenkleidung wieder ordentlich zu trocknen.

Um schneller unserem Ziel - der Archéche-Schlucht - näher zu kommen, blieben wir auf der gebührenpflichtigen A 7 und verließen diese erst bei der Abfahrt Nr. 19, in Bolléne. Die Ardeche liegt ca. 170 km südlich von Lyon, westlich des Rhone-Tals, in den östlichen Ausläufern des Zentralmassivs. Über Pont St. Esprit erreichten wir am frühen Nachmittag das Örtchen St. Martin d´Ardeche, der Einfahrt zum rund 26 Kilometer langen "Canyon d´ Ardeche".

Unserem Hungergefühl nachgebend, machten wir gleich am Ortseingang Station an einer Pizzeria. Inzwischen hatte sich auch die Sonne wieder eingefunden und die Wolken verdrängt, so dass wir ihre wärmenden Strahlen bei ofenfrischer Pizza auf der Terrasse des Lokals, direkt am Wasser genießen konnten. Unsere Urlaubsstimmung hätte perfekter nicht sein können und wir mußten uns fast ein bißchen überwinden, hier wieder aufzustehen und die Fahrt endlich fortzusetzen...

Einfahrt nach St. Martin d´ Ardeche
  
Mittagspause in St. Martin d´ Ardeche
   
Mittagessen in einer Pizzeria
Mittagspause in einer Pizzeria

In gemütlicher Fahrt folgten wir ab jetzt den ungezählten Windungen des Flusses. Während es im Sommer in der Ferienzeit im Ardechetal von Touristen nur so wimmelt und Massen mit Leihbooten auf dem dann nur noch wenigen Wasser in der großen Ardecheschlucht unterwegs sind, waren wir jetzt im Frühjahr weitestgehend unter uns. Straßen und Fluss waren kaum bevölkert, entsprechend kam die Ursprünglichkeit der Natur zur vollen Geltung, erst recht, als wir im Verlauf unserer Fahrt den beeindruckenden Felsdurchbruch "Pont d´Arc" passierten.

Felsdurchbruch "Pont d´ Arch"
      
Die Windungen der Ardeche, tief unten im Canyon
     
Felsdurchbruch "Pont d´ Arch"
Die Windungen der Ardeche im Canyon

Am Ende der Ardeche-Schlucht liegt Ruoms. Von hier führte unser Weg über Les Vans in Richtung Mende. Auf halber Strecke zwischen Villefort und Mende, bei Le Bleymard, bogen wir links ab in Richtung Le Pont de Montvert und überquerten, der schmalen Straße folgend, den "Col de Finals", einen Pass auf 1540 m Höhe! Trotz blauem Himmel und Sonne: ziemlich kalt war es hier oben und überall in dem Skigebiet konnte man noch deutliche Schneereste erkennen.

Fahrt zum Col de Finals
Auf dem Col de Finals (1540 m)
    
Unterwegs zum Col de Finals (1540 m)
    
Schnee auf dem Col de Finals
Schönes Motorrad auf dem Col de Finals :-)

Nach einem kurzen Fotostopp beeilten wir uns deshalb, wieder in etwas tiefere und damit wärmere Gefielde zu gelangen. Kurven ohne Ende erwarteten uns auf der Abfahrt des Col de Finals und als wir gegen 18.20 Uhr mit noch etwas Kälte in den Knochen das verschlafene Örtchen Cocures, kurz vor Florac, durchfuhren, machten wir gleich am ersten Hotel halt.

Im Hotel**-Restaurant "La Lozerette" (48400 Florac-Cocures, T. 04 66 45 06 04; mail: lalozerette@wanadoo.fr) waren wir nicht die einzigen Motorradfahrer, die ein Zimmer begehrt hatten. Bei unserer Ankunft trafen wir auf eine Gruppe deutscher Biker, die allesamt mit ihrer Harley-Davidson auf Achse waren und in dem Hotel für zwei Tage Station machten. Nach der wärmenden Dusche gings direkt in die Hotelbar zum kühlen Bier. Danach gönnten wir uns das spärliche (aber umso teurere) Einheitsmenü des Hauses, bevor wir uns nochmal dem Bierkonsum und einer gemütlichen Plauderstunde mit den Harley-Bikern widmeten.

Das Örtchen Cocures
Hotel La Lozerette in Cocures
Das Örtchen Cocures
   
Hotel La Lozerette in Cocures
   
Motorradunterbringung in der Garage
Hotelbar
Motorradunterbringung in der Garage
   
Hotelbar
    
   

-- Mittwoch (04.05.2005) --
Cocours (Tarn) --> Carcassonne

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Streckenkarte      

Das ebenso spärliche Frühstück im Hotel "La Lozerette" war schnell erledigt. Als wir gegen 8.30 Uhr unsere Bikes aus der Garage holten, war es zwar noch ziemlich kühl, aber der blaue Himmel sah ziemlich vielversprechend aus, was die weiteren Tagestemperaturen anging.

Nachdem wir in Florac der Nationalstraße 106 einige Kilometer nördlich gefolgt waren, bogen wir schließlich links ab, ins nächste Highlight unserer Tour: dem "Gorges du Tarn", einer Schlucht, in der das Flüsschen "Tarn" zwischen schroffen Felswänden seine Bahnen zieht.

Entlang des Tarn fuhren wir durch St. Enimie. Mal direkt auf Höhe des Tarn, meist aber leicht oberhalb mit faszinierenden Blicken auf die ungezählten Windungen des Wassers und der sich uns bietenden atemberaubenden Kulisse; einer Komposition aus Fluss, Schlucht, rot in der Morgensonne leuchtendem Fels und der in denselben gebauten Häusern aus Naturstein.

Tarn-Schlucht
Tarn-Schlucht
   
Unterwegs durch die Tarn-Schlucht
    
Tarn-Schlucht
St. Enimie

Hie und da stoppten wir an einem Aussichtspunkt oder auch einfach so, mitten auf der einsamen, kaum befahrenen Straße, um die Eindrücke in unseren Kopf zu bannen. An Felsüberhängen vorbei, über Galerien fahrend oder unter Torbögen und in den Stein gehauenen Tunnels hindurch cruisten wir in Richtung Le Malene.

          Felsüberhänge in der Tarnschlucht   Felsüberhänge

Über Le Vignes erreichten wir schließlich die zentrale Stadt Millau. Das Endziel dieses Tages sollte Carcassonne, am Fuße der Pyrenäen sein, doch bis dahin waren noch einige Kilometer kleinster Straßen zu bewältigen. Als ziemliches Hindernis entpuppte sich dabei das Örtchen St. Afrique, denn just zu unserer Passage hielt man dort einen Markttag ab und sperrte dafür kurzerhand die Hauptortsdurchfahrt (D 992). Umleitungsschilder? Fehlanzeige! Nachdem wir uns zuerst einmal verfahren und wieder umgedreht hatten, fragten wir eine alte Frau nach dem Weg. Sie verwies uns freundlich auf die engen Seitenstraßen und meinte optimisch, dass wir mit dem "Moto" da vielleicht durchpassen könnten. Gesagt getan! Doch während ich mit meiner BMW noch einen Moment zögerte, war Udo mit seiner Yamaha bereits im Dschungel der Sträßchen verschwunden und als er nicht wieder kam, machte auch ich mich auf den Weg. Irgendwann trafen wir uns wieder - und hatten letztlich auch die Fortsetzung der D 992 gefunden.

Kurz nach Petit St. Jean bogen wir nach links auf die D 32 ein. Am Ortseingang von Belmont ließen wir es uns dann erst einmal schmecken: Unterwegs hatten wir Brot, Wurst und Käse eingekauft. Dies alles packten wir auf einem aussichtsreichen Picknickplatz oberhalb von Belmont aus und pausierten ausgiebig.

Belmont
    
Pause in Belmont
     
Pause in Belmont
Pause in Belmont

So gestärkt suchten wir uns den weiteren Weg nach Carcassonne. Eine Gruppe von Straßenarbeitern erklärte uns bei Lacaune die Strecke über die D 622 in Städtchen Brassac. Nach dem inzwischen dringend nötigen Tankstopp dauerte es dann nicht mehr lange, bis wir über die D 53, die D 54 und zuletzt die D 118 die "Festungsstadt" Carcassonne erreicht hatten. Es war erst 16 Uhr. Allerdings hatten wir uns absichtlich mit dem "Ankommen" etwas beeilt, weil wir unbedingt noch genügend Zeit für einen Stadtrundgang haben wollten.

Strasse nach Carcassonne
Auf dem Weg nach Carcassonne   

Als Walt Disney Carcassonne besuchte, war er angeblich von der mittelalterlichen Festungsstadt derart begeistert, dass er sie als Vorlage für seinen Film "Schneewittchen" nahm. Schon bei unserer Anfahrt auf Carcassonne konnte man die imposante Festung "La Cité" auf einem Hügel entlang des Flusses "Aude" sehen und schon dieser Anblick aus der Ferne reichte aus, um volles Verständnis für diese Begeisterung zu haben. Das mußten wir uns unbedingt aus der Nähe ansehen!

Festung "La Cité"
Anfahrt auf die Festungsstadt Carcassonne

Es dauerte dann auch nicht lange, bis wir eine Unterkunft gefunden hatten. Wir waren einfach in Richtung der Festung gefahren und hatten direkt unterhalb am ersten Hotel nach einem Zimmer gefragt und - Glück gehabt: Ein kleines Zimmer in einem Seitenbau war noch zu haben.

Hotel "Pont Vieux"     
Hotel du Pont Vieux,
32 Rue Trivalle,
11000 Carcassonne,
Tel. 04 68.25.24.99,
Mail: info@hoteldupontvieux.com,
Internet: www.hoteldupontvieux.com,

(DZ 52 € + Frühstück 4 € + Garage 3 €)

Unsere "Mopeds" konnten wir in der Hotelgarage parken und danach hieß es dann gleich 'raus aus den Moped-Klamotten' und 'hinauf zur Festung'! Die Festungsmauern beinhalten außer Wehrgängen, Wachtürmen und der Kathedrale "Saint Nazaire" auch unzählige kleine Geschäfte, zahlreiche unterschiedliche Lokale, Museen, Hotels und sogar eine Jugendherberge in den schmalen Gassen.

"La Cité"
"La Cité"
   
   
"La Cité"
- Die Festung von Carcassonne -
"La Cité"       
     
"La Cité"

Leider konnten wir die Kerngebäude der Festung nicht mehr besichtigen, weil die Tore dieses nochmals extra gesicherten Bereiches bereits um 17.30 Uhr geschlossen wurden. Nach unserem ausführlichen Streifzug verließen wir die Burgmauern und machten uns nochmal auf den Weg in die auf der anderen Flussseite liegende "Neustadt" von Carcassonne. Irgendwo in der dortigen Fußgängerzone ließen wir uns später in einem kleinen Restaurant nieder und ließen uns bei einer Pizza ein Fläschchen Wein munden, bevor wir gegen 22 Uhr wieder den Rückweg über eine alte Steinbrücke in unser Hotel auf der anderen Seite der "Aude" antraten - und dabei nochmals einen phantastischen Blick auf die beleuchtete Festung hatten.

La Cité bei Nacht
   
"La Cité" bei Nacht
    

-- Donnerstag (05.05.2005) --
Carcassonne --> Calafat

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Streckenkarte      

Als wir am Donnerstag früh - nach einem toll angerichteten Frühstücksbuffet! - wieder unsere Motorräder aus der Garage fuhren, erlebten wir eine Enttäuschung: Es regnete in Strömen! Aber was halfs? Also zogen wir wieder unsere Kombis an und stürzten uns in die "Fluten", immer weiter südlich, auf der der D 613 in Richtung Andorra!

Frühstück in Carcassonne   
Frühstück
in Carcassonne

Nach wenigen Kilometern hatte sich der anfängliche Regen schon wieder gelegt. Der Regenkombi half jetzt aber gegen die mit jedem Höhenmeter immer mehr spürbar werdende Kälte! Bald schon reichte aber auch der Kombi nicht mehr aus und ich mußte anhalten um noch einen dicken Pullover zusätzlich anzuziehen. Über eine schmale, kurvenreiche Straße fuhren wir hinauf zum Pass "Col de Chioula" (1431m) und wurde dabei von einer typischen Gebirgslandschaft mit vereinzelten Schneeresten am Straßenrand begleitet. Auf diesem"Single Track" mit Serpentinen-Anstieg erhob sich hie und da gespenstisch Nebel von der stellenweise noch feuchten Straße. Da schießt einem dann schon auch mal der Gedanke "bloß hier keine Panne haben!" in den Kopf...

Strasse nach Andorra
Strasse nach Andorra
   
Auf dem Weg nach Andorra
    
Auf dem Weg zum Col de Chioula (1431m)
Col de Chioula (1431m)

Nach dem Pass führte die Straße wieder sehr steil und schnell tief hinunter in die in einem Tal liegende Stadt Ax-les-Thermes, die von hoch oben betrachtet aussah, wie die Miniatur eines anspruchsvollen Modellbauers! In Ax-les-Thermes stießen wir auf die N 20. Ab hier verspürte man eine merkliche Zunahme des Verkehrs in Richtung Andorra. Allerdings gab es mit dem Motorrad immer wieder gute Überholmöglichkeiten auf dem langen Anstieg zum "Col de Puymorens" in den Bereich von ca. 1800 m. Irgendwann teilte sich die Strasse. Während sich die N 20 weiter auf der französischen Seite der Pyrenäen in Richtung Osten (Perpignan) schlängelte, folgten wir den Windungen der jetzt noch steiler bergauf zum Zwergstaat Andorra führenden N 22. Eine schier endlose Karawane von Pkw und Bussen tat es uns dabei gleich.

Ein kilometerlanges"bergauf-stop-and-go" verlangte der Technik und den Fahrzeuginsassen das Letzte ab. Wohl nur dem, der - wie wir - per Motorrad die Passstrasse erklomm, denn wir hatten dadurch immer wieder Gelegenheit, links an der Kolonne vorbeizuziehen.

2085m, 0 Grad, "Pas de la Casa"/Andorra. Geschafft! Wir waren (fast) oben! Und während wir unsere Motorräder parkten bedauerten wir die Leute, die jetzt in ihren Fahrzeugen noch stundenlang in der Schlange ausharren mußten. Während unserer Einkehr in einem Café und einem kleinen Einkaufsbummel setzte draußen leichter Schneefall ein!

Pas de la Casa (2085 m)
Pas de la Casa (2085 m)
    
Ankunft auf dem Pas de la Casa (2085 m), kurz nach der Grenze von Andorra

Wir gingen zurück zu den Bikes und setzten unsere Fahrt fort. Jetzt war erst einmal billiges Tanken angesagt! Hatten wir bisher in Frankreich (und Deutschland) stets ca. 1,20 Euro für den Liter Superbenzin bezahlt, so füllten wir den Liter jetzt für nur 70 Cent! Schade, dass in einen Motorradtank so wenig rein passt...

Pas de la Casa - Tanken mit Aussicht auf die Berge
Pas de la Casa - Tanken mit Aussicht auf die Berge
Pas de la Casa - Tanken mit Aussicht auf die Berge

Über die 2408 m hohe Passspitze, vorbei an meterhohen Schneewänden, fuhren wir schließlich auf der steil abwärts führenden Passstraße durch die Skigebiete Andorras hinunter in die Stadt "Andorra la Vella"! Auch hier bahnten sich wieder lange Fahrzeugschlangen ihren Weg, aber auch hier konnten wir diese wieder - dem Zweirad sei Dank - einfach "rechts liegen lassen".

Skipiste in Andorra
Skigebiet in Andorra
Skipisten in Andorra

Als wir am Nachmittag die Grenze nach Spanien (Katalanien) hinter uns hatten und wieder in tieferliegendes Gebiet vordrangen, wurde es merklich wärmer - endlich! Auch die Sonne schien jetzt wieder und heizte uns zusätzlich ein. Kurz nach La Seo de Urgel machten wir eine Pause. Auf einer Wiese packten wir erst einmal unser in Andorra gekauftes Baguette, die Wurst und den Käse aus.

Pause bei La Seo de Urgel
Pause bei La Seo de Urgel

Auf der N 260 / C 14 steuerten wir anschließend entlang der Biegungen des Flusses El Segre in südliche Richtung. Vorbei an einem kilometerlangen Stausee ging es auf perfekt ausgebauter und kurvenreicher Strecke bis Artesa, schließlich links ab nach Tarrega und Montblanc. Die leicht bergab führende C 14 verlief zwischen Artesa und Montblanc schnurgerade und erlaubte einen beeindruckenden Blick in das vor uns liegende, weite Tal. In Montblanc lockte uns ein Eiscafé von den Motorrädern. Erst nach einem Banana-Split und einem Kaffee steuerten wir Reus entgegen, um dort auf die N 340 aufzufahren.

Unterwegs auf der C 14 Unterwegs auf der C 14
   
Unterwegs auf der C 14
   
Unterwegs auf der C 14

Auf dieser stark befahrenden Küstenstraße reiht sich beiderseits oft LKW an LKW. Entsprechend zeitaufwändig ist - auch mit Motorrad - das Fortkommen. Weil wir aber noch genügend Zeit hatten und die (teure) spanische Autobahn soweit als möglich meiden wollten, nahmen wir das in Kauf. Südlich von Cambrills verließen wir die N 340 bei Calafat. Hier wurden wir dann von einem ehemaligen Kollegen in Empfang genommen, den Udo von unterwegs angerufen hatte und ihm unseren Besuch angekündigt hatte.

Der pensionierte Kollege wohnt seit einigen Jahren mit seiner Ehefrau in Calafat und er hatte Udo schon lange einmal dazu eingeladen, doch irgendwann auf einer Fahrt nach Denia mal reinzuschauen. Jetzt war es also soweit! Jürgen Löffler und seine Frau Lotti freuten sich und auch wir freuten uns auf den Besuch, der zugleich auch das Ende unserer heutigen Tagesetappe bedeutete.

Die Gastfreundschaft der Löfflers war dann auch faszinierend: Kaum angekommen, war es scheinbar eine Selbstverständlichkeit, dass wir dort auch übernachten sollten! Für jeden stand ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Und noch bevor wir eine erfrischende Dusche nehmen konnten, waren schon die ersten Gläser mit wohlschmeckendem Rotwein gefüllt - und es sollten an diesem Abend nicht die letzten bleiben... In Windeseile war außerdem ein riesiger katalanischer Salat auf den Tisch gezaubert, dem eine köstliche Spagetti-Bolognese folgte. Zu guter Letzt wurde dann auch noch diejenige Whisky-Flasche geöffnet, die Udo zuvor als Gastgeschenk übergeben hatte. Es dürfte irgendwann gegen 2 Uhr gewesen sein, als ich mich in mein Bett geschlichen habe. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Udo und Jürgen gerade nochmal nachgeschenkt...

Calafat / Costa Daurada
Das Haus der Löfflers in Calafat
    
Stopp und Übernachtung in Calafat (Costa Daurada)
   
Zitronenbaum
Blick vom Haus Löffler Richtung Meer
    

-- Freitag (06.05.2005) --
Calafat --> Denia

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Streckenkarte      

Dem vorausgegangenen Abend zufolge wurde es am Freitag früh naturgemäß etwas später mit dem Aufstehen! So gegen 9 Uhr nahm ich erstmals das Tageslicht wahr und als ich vor die Tür trat begegnete ich einem Geist namens Jürgen, der mir davon berichtete, "man" sei erst vor kurzem zu Bett gegangen... Trotzdem: Jetzt war Frühstückszeit und auch Udo schälte sich allmählich schon wieder aus den Federn, denn schließlich war das ja eine Motorradtour und kein Erholungsurlaub ! Während die Sonne am blauen Himmel stand und es bei ziemlich viel Wind draußen schon wieder 21 Grad waren, bekamen wir drinnen ein üppiges Frühstück serviert. Bei soviel Fürsorge fiel uns der Aufbruch umso schwerer. Trotzdem - es half nix: Da wir abends in Denia bei Udos Eltern ankommen wollten und noch runde 300 Kilometer Nationalstraße vor uns hatten, machten wir uns gegen 13 Uhr "vom Acker" und folgten dem Verlauf der N 340 weiter in Richtung Süden.

Beim ersten Tankstopp in Höhe des Ebro-Deltas telefonierte ich dann einmal kurz mit dem Juniorchef der Westhofener Spedition Metzger, mit der ich von Zeit zu Zeit per LKW nach Spanien toure. Ich wollte einfach nur mal wissen, wo er (und "mein" LKW...) gerade so rumfährt. Der Zufall wollte es, dass ich von Kai Metzger zur Antwort bekam, er führe uns gerade entgegen! Was also lag da näher, als sich einmal - sozusagen im Begegnungsverkehr - zu treffen? Das Treffen fand bei Kilometer 1007 in einem Trucker-Restaurant statt. Kai wartete mit seinem LKW bereits auf dem Parkplatz, als wir ankamen. Wir gingen jetzt erstmal zum Mittagessen...

Scania der Spediton Metzger   
Treffen mit Kai und "meinem" LKW
bei Kilometer 1007 der N 340

Gegen 16.30 Uhr sah ich erstmals - eher zufällig - wieder auf die Uhr. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir immer noch etwas über 200 Kilometer Wegstrecke bis Denia vor uns und eigentlich hatten wir ja so gegen 18 Uhr dort sein wollen. Also war spätestens jetzt wieder unsere Weiterfahrt angesagt! Schade, denn wir hätten bestimmt noch für Stunden Gesprächsstoff gehabt...

Bis Valencia fuhren Udo und ich noch auf der N 340, dann wechselten wir auf die Autobahn, um etwas schneller voranzukommen. Um 18.40 Uhr trudelten wir bei sonnigen 20 Grad in Denia, am "Casa Esperanza" von Brigitte & Bernhard Huck ein. Auch hier hatten wir wieder einen Empfang wie er besser nicht hätte sein können: Erstmal gab´s ein kühles Bier und dann folgte schon bald die von Udos Vater selbst zubereitete und oberfantastisch-genial-lecker schmeckende Paella! Wow! Der Mann könnte damit glatt ein gut gehendes Paella-Restaurant betreiben!

Paella bei den Hucks
Paella bei den Hucks
Paella bei den Hucks
   

-- Samstag (07.05.2005) --
Denia --> Costa Blanca Rundfahrt

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Streckenkarte       

"Wollt ihr tatsächlich schon wieder Motorrad fahren?", war eine Frage, die uns die Hucks am Samstag morgen stellten, als Udo und ich davon berichteten, dass wir jetzt eine Motorradtour durch das Hinterland der Costa Blanca machen wollten. Die Frage war natürlich berechtigt, denn immerhin hatten wir seit unserem Start am vergangenen Montag in Westhofen schon runde 2000 Kilometer im Motorradsattel zurück gelegt. Aber wir wollten trotzdem! Schließlich waren wir ja des Motorradfahrens wegen unterwegs.

Bei 18 Grad im Schatten rollten wir mit unseren "Mopeds" gegen 10 Uhr durch Denia und dann an unmittelbar an der Küste entlang bis zum Cap de Sant Antonio. Nach dem Blick über die Bucht und spürbar steigender Temperatur fuhren wir weiter nach Javia, Lliber und Jalon. Auf unserem Weg auf schmalen und kurvenreichen Straßen durch die Berge machten wir immer wieder einmal Stopps und genossen an Aussichtspunkten den Blick ins Land. Dabei fuhr Udo, sozusagen in seiner "2. Heimat" befindlich, souverän voraus und führte mich von Top-View zu Top-View!

Cap San Antonio bei Denia
Cap San Antonio bei Denia
Cap San Antonio bei Javea

Über noch schmalere und jetzt auch etwas holpriger werdende Straßen (oder besser Wege) fuhren wir irgendwann, an uralten Olivenbäumen vorbei, zur sogenannten "Eselsranch" - einer versteckt gelegenen, aber dennoch echten Attraktion im Hinterland der Costa Blanca!

Auf dem bei Jalon gelegenen Eselsgestüt "Les Murtes" unterhalten die Deutschen Edith und Alex Aretz seit Jahren eine Eselzucht und bewirten gleichzeitig in einem kleinen Restaurant Gäste (03727 Jalón, Tel. 96 597 3244, eMail: lesmurtes@web.de, Anfahrt: Strasse von Jalon Richtung Masserof/Bernia, ca. 200 m nach KM 3 rechts ab; Beachte: -- Montag u. Dienstag Ruhetag --). Man muß einfach dort gewesen sein - nicht nur um die Esel zu sehen, sondern auch, um Alex, ein echtes Rheinländer Original, einmal kennen zu lernen! Freundlich, nett, immer einen guten Spruch auf den Lippen und um keine Antwort verlegen, kümmert er sich gekonnt und unterhaltend um das Wohlgefühl seiner Gäste, während sich seine Frau erfolgreich darum sorgt, dass die Gaumenfreuden der Besucher nicht zu kurz kommen. Das Ganze in dem urtümlichen Ambiente eines alten, im oberen Teil eines Berghanges gelegenen Gehöftes, bei dem die Besucher auf der Terrasse sitzend den Blick in das weite Land schweifen lassen können und sich aufgrund der sehr zivilen Preise auch mal den einen oder anderen Genuß mehr gönnen können. Wir machten uns zum Beispiel über die schmackhaften Tapas her! Am Ende unserer Malzeit gab’s dann den obligatorischen Kaffee obendrein, wobei noch die große Brandyflasche zur Selbstbedienung auf den Tisch gestellt wurde - schade, dass wir noch fahren mußten... Kurzum: Ein echtes Versäumnis, wenn man "Les Murtes" nicht kennt! Gut, dass ich Udo dabei hatte...

Auf dem Weg zur Eselsranch

Auf dem Weg zur Eselsranch
"Les Murtes"
     

Eselzucht auf "Les Murtes"
Blick von der Terrasse der Ranch
Terrasse/Lokal des "Les Murtes"
Blick von der Terrasse der Ranch
   
Terrasse/Lokal des "Les Murtes"
   
Kaffee mit Brandy...
Alte Eselskarre
Kaffee mit Brandy...
   
Alte Eselskarre
    
Alex (Besitzer des "Les Murtes") und HPK
Alex und HPK
Ohne Worte...

Über Benissa und die Nationalstraße bis Altea fuhren wir dann auf der CV 755 nach Callosa de ´n Sarria und tourten schließlich aus dem Hinterland der steil ansteigenden Straße folgend - wieder der Mittelmeerküste entgegen, bevor wir unweit der Küste zu den "Fonts de Algar" abbogen. Hier unterbrachen wir die Fahrt zu einer Kaffeepause. Danach ging´s über den Col de Rates (780 m), Parsent, Alcalali und Jalon wieder in die Küstenstadt Calpe, wo wir einen Freund von Udo besuchten. Ein Bier, ein Schwätzchen und eine Sportschau später fuhren wir wieder auf der Küstenstraße zurück nach Denia.

Kurvenreiche Bergstraße
Fahrt durch das Hinterland der Costa Blanca
     
Fahrt durch das Hinterland der Costa Blanca
       
Nispero-Plantagen - soweit das Auge reicht!
Nisperos-Plantagen - soweit das Auge reicht!

Nisperos - ¿eine gelbe Pflaume?

Spanien ist nach China der zweitgrößte Produzent von Nisperos in der Welt. 75% dieser Produktion stammen aus dem Gebiet um Callosa d' En Sarriá an der Costa Blanca.

Wenn man dieses Gebiet durchfährt kann man die Plantagen schon von weitem erkennen. Fast scheint es, als ob die Pflanzen nichts von der Welt mitbekommen sollen. Großflächig sind ganze Berghänge mit fast weißen Plastikgazen überspannt. Diese sollen ein noch besseres Mikroklima für die so empfindlichen Früchte garantieren.

Um die 40.000 Tonnen dieser Früchte werden jährlich produziert, davon 84% in das Ausland exportiert. Das ist nicht ganz einfach, da die Früchte nicht so frühzeitig wie zum Beispiel Orangen geerntet werden können. Die Frucht muss reif sein wenn sie vom Baum genommen wird, sie kann aber auch dann nicht lang gelagert werden, denn schnell sieht man die unansehnlichen Flecken. Obwohl diese anfänglich in keiner Weise den Geschmack beeinflussen, so regen sie doch auch nicht zum Kauf einer Frucht an. Deshalb ist der Transport nur sehr begrenzt und nur gut organisiert möglich. Wahrscheinlich ist auch das der Grund weswegen viele Ausländer staunend und neugierig die kleinen gelben Früchte im Supermarkt oder auf den Obstmärkten bewundern.

Bisher wurden an die 80 verschiedene Varianten gezüchtet. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander, aber man versucht mit kleinen Unterschieden den Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden, indem man Farbe, Geschmack, Anzahl der Kerne, Größe und Süße anpasst. Natürlich wird aber auch versucht die Lagerfähigkeit zu verbessern.

Die Reifezeit der Früchte ist von Ende April bis etwa Mitte Juni. Sollten Sie zu dieser Zeit bei Ihrem Spanienbesuch Nisperos angeboten bekommen, dann versuchen Sie doch einfach mal. Äußerlich sehen die Früchte von der Form her der Pflaume etwas ähnlich, die Farbe ist aber eher die des Pfirsichs und der Geschmack ist fast eine Mischung aus Pfirsich und Aprikose. In jedem Fall müssen die Früchte reif und süß sein. Im Inneren erwarten Sie Kerne. Von einem bis zu fünf ist alles möglich. Mitessen kann man diese allerdings nicht.

Den Abend ließen wir in einem spanischen Restaurant (Tasca Mediterranea, Calle la Mas 49, Denia) bei einer reichlichen Auswahl leckerer Tapas ausklingen. Vor dem Zubettgehen gab´s dann - bei immer noch angenehmen Temperaturen - den obligatorischen "Absacker" im Garten des Huck´schen Anwesens.
   

-- Sonntag (08.05.2005) --
Denia --> Vall de Ebo

Die heutige Fahrtstrecke auf der Landkarte -- Karte anklicken!
Streckenkarte       

Verschlafen!? Ich hatte zwar in der ersten Denia-Nacht schon geschlafen wie ein Stein, konnte aber dennoch einigermaßen früh zum Motorradfahren aufstehen; heute jedoch wurde ich erst gegen 10 Uhr wach und selbst da habe ich noch ernsthaft überlegt, ob ich wirklich "schon" aufstehen soll! Anscheinend hat die Luft in Denia meine sonstige Betriebsamkeit in kürzester Zeit ziemlich runter gefahren... Aber das ging wohl nicht nur mir so, denn beim Frühstück stelle auch Udo die ersten Überlegungen bezüglich einer "Motorrad-Pause" an. Ich war einverstanden und statt Motorrad zu fahren, nahmen wir die Einladung der Hucks zu einer Autofahrt in die Berge an. Irgendwo dort gäbe es ein Lokal, in dem man vorzüglich essen könne.

Gegen 13.30 Uhr fuhren wir mit dem PKW über Pego - vorbei am 0-Meridian (Greenwich-Zeit!) - auf der CV 715 ins Val de Ebo. Irgendwann hielten wir in einer unscheinbaren Ortschaft neben einem unscheinbaren Haus an und stiegen aus. Das dieses unscheinbare Haus ein Restaurant - und noch dazu ein vorzügliches - enthielt, konnte wirklich nur der wissen, der da schon einmal hineingeführt wurde... Wir nahmen im Garten hinter dem Haus Platz und kämpften uns durch das umfangreiche Menü: Es gab alleine 8(!) Vorspeisen!

Vor dem Verlassen des Lokals geht man zwangsweise an der langgezogenen Theke vorbei. Auf dieser steht ein Sammelsurium von Likören und Brandys, die den Gästen - kostenlos - zur Verkostung bereit stehen. Sozusagen als "Abschiedsschnapps". Auch wir haben uns da noch durchprobiert...
Nach dem Essen statteten wir noch der nahegelegenen Tropfsteinhöhle "Cava de Rull" einen Besuch ab und nach der rund 20-minütigen Führung fuhren wir direkt zurück nach Denia ins "Casa Esperanza". Die Likörproben des zuvor besuchten Lokals hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und zwangen mich dazu, erst einmal für ein gutes Stündchen in die Horizontale gehen, bevor ich den letzten Abend unseres Aufenthaltes mit den Gastgebern angehen konnte.

Tropfsteinhöhle "Cova dell Rull"
Tropfsteinhöhle "Cova dell Rull"
Sonntagsausflug per PKW: Tropfsteinhöhle "Cova dell Rull"
   

-- Montag (09.05.2005)--
Denia --> La Jonquerra

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Streckenkarte       

Heute war Abreisetag! Nach dem Frühstück gegen 8.30 Uhr war erst einmal wieder Packen und das Beladen der Motorräder angesagt. Kurz nach 10 Uhr standen schließlich die Mopeds vor dem Haus, Abschiedfotos wurden gemacht und unsere Gastgeber sowie einige Nachbarn verabschiedeten uns herzlich, bevor wir über die N 332 und 340 wieder unsere mehrtägige Rückreise nach Deutschland antraten. Schade, dass der Aufenthalt in Denia so schnell vorbei ging! Wir wurden von den Huck´s so herzlich aufgenommen, uns wurde in der kurzen Zeit so viel Gastfreundschaft zuteil und zuletzt haben wir sogar eine erneute Einladung mit auf dem Weg bekommen! Deshalb auf diesem Wege nochmals: Herzlichen Dank für alles, liebe Brigitte und lieber Bernhard Huck!

"Casa Esperanza" (Familie Huck)
"Casa Esperanza" (Familie Huck)
Gruppenfoto zur Vergrößerung anklicken!
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Die Nationalstraße Richtung Norden war an diesem Tag wieder einmal dicht befahren und es dauerte seine Zeit, bis wir endlich im Bereich Valencia auf die Autovia, eine autobahnähnlich ausgebaute Straße kamen. Während wir so um die Stadt Valencia herum fuhren, fiel plötzlich meine Tachonadel von 130 km/h auf "0" km/h zurück und rührte sich keinen Millimeter mehr vom Fleck. Dumm gelaufen, denn ab hier konnte ich nun mangels Geschwindigkeitsanzeige nur noch nach Drehzahlmesser und Gefühl fahren.

Als wir hinter Valencia wieder der N 340 folgten, war der Verkehr etwas weniger und unser Fortkommen entsprechend schneller. Die erste längere Pause mit Einkehr machten wir gegen 14 Uhr in Cambills. Danach fuhren wir weiter bis kurz vor Barcelona. Ich war beeindruckt von der schönen, vom Weinanbau geprägten Hügellandschaft durch die wir uns Barcelona aus Richtung Süden näherten. Südlich von Barcelona führte unsere Fahrt dann wieder auf die Autobahn. Wir blieben auf der A 7 bis zur Abfahrt 9 (Girona-Süd). Hier folgten wir ab etwa 18 Uhr wieder der Nationalstraße (N II), weil wir die Absicht hatten, uns entlang der Straße ein adäquates Nachtquartier zu suchen. Aber: Fehlanzeige! Irgendwie kam uns nix passendes in die Quere und so setzen wir unsere Tour bis zur spanischen Grenzstadt La Jonquerra fort. Hier, unweit der spanisch-französischen Grenze, mieteten wir uns in ein Hotel ein. Inzwischen war es 19.30 Uhr!

Hotelparkplatz in La Jonquerra   

Die "Mopeds" auf dem
Hotelparkplatz in La Jonquerra

Aus dem gegenüberliegenden Supermarkt besorgten wir uns kurzerhand Brot, Wurst, Käse und Bier und richteten es uns auf dem Zimmer entsprechend ein. Allzu lange wurde der Abend nicht: die lange Fahrt und das Bier taten das ihre...
   

-- Dienstag (10.05.2005)--
La Jonquerra --> Villemotier

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Kurz vor 7 Uhr warf Udo einen ersten Blick aus dem Fenster. "Es hat geregnet!", waren seine ersten Worte. Eigentlich hätte es heißen müssen, "es regnet", denn als wir später vor die Tür traten, nieselte es noch immer leicht und wir waren gezwungen die Regenkombis anzuziehen. Weil wir das Frühstück hatten ausfallen lassen, waren wir schon gegen 7.30 Uhr wieder auf Achse auf der Autobahn A 7 und überquerten nach wenigen Minuten die französische Grenze.

Wir fuhren bis Beziers. Dort verließen wir die Autobahn, denn wir hatten schon am Abend zuvor beschlossen, dass wir die Heimfahrt wieder über das französische Zentralmassiv, Richtung Millau / Clermont Ferant, vornehmen wollten. Die Gegend hatte uns schon bei der Herfahrt so fasziniert, dass wir sie auch für den Rückweg nochmal nutzen wollten.

Nach Verlassen der Autobahn bei Beziers war dann erst einmal "Verfahren" angesagt! Mangels ausreichender Beschilderung fuhren wir anstelle in Richtung Norden erst einmal ein Stückchen in Richtung Agde - und damit in Richtung Süden. Der Fehler war uns aber sehr bald bewußt und wir korrigierten unsere Fahrt indem wir kurz vor Agde auf die N 312 in Richtung Pezenas/Millau auffuhren. Schon wenige Kilometer nach dieser Auffahrt, rollte Udos Yamaha schließlich mangels Benzin ohne jegliches Motorgeräusch auf den Standstreifen. Ausgerechnet jetzt, mitten in der Pampa! Wir hatten schon Pläne für die nun anstehende Benzinbesorgung gemacht, als Udo´s gutes Zureden (und die Suche nach dem Reservehebel) den Yamaha-Motor doch noch einmal zum Leben erweckte. Immerhin reichte dieses Motorleben dann noch bis zu einer rund 10 km entfernten Tankstelle, Nähe Bessan. Inzwischen war es fast 10 Uhr und deshalb machten wir hier auch gleich unsere Frühstückspause.

Benzinmangel vor Bessan...
Frühstückspause
Benzinmangel vor Bessan...
...anschließend Frühstückspause

Über die D 13 und Nationalstraße 9, die später in die A 75 übergeht, fuhren wir weiter nördlich. Beim Befahren der A 75 konnte man tatsächlich ins Schwärmen kommen! Eine ganz neue, breite Autobahn zieht sich mit hervorragender Fahrbahnoberfläche in langgezogenen Kurven allmählich bergauf, einer schroffen Felslandschaft entgegen. Eine Straße, als wäre sie speziell für Motorradfahrer gebaut worden!

An der Abfahrt Nr. 48 - inzwischen hatten wir auf der Autobahn einige Höhenmeter hinter uns gebracht - wechselten wir auf die D 7 in Richtung Alzon und dort auf die D 999 zum Col de la Barriere (804 m). Die D 999 führt schmal und kurvenreich über eine karge, aber dennoch beeindruckende Hochebene. Vor Le Vigan setzten wir die Fahrt auf der D 48 zum Col de Minier (1264 m) und weiter zum Col de la Sereyrède (1380 m) fort und mit jedem Höhenmeter wurde es - trotz strahlendem Sonnenschein - immer kühler! Am Ende der Strecke standen wir in 1567 m Höhe auf dem Mont Aioual und genossen am dortigen Observatorium den weiten Blick über die Chevennen und unseren kurvenreichen Anreiseweg.

Auf dem Weg zum Col de Minier
Auf dem Weg zum Col de Minier
   
Auf der Fahrt durch das Zentralmassiv
   
Alter Wegweiser
Mont Aigoual / 1567 m (s..kalt)

Die Abfahrt vom Mont Aioual erfolgte über die D 18 zum Col de Perjuret. Die Straße war brandgefährlich! Überall lag Rollsplit herum und es gab durchaus die eine oder andere Stelle, da spürte ich trotz vorsichtiger und langsamer Fahrt, wie das Hinterrad seinen seitlichen Halt verlor. Ich war froh, als wir den Abzweig auf die D 996 erreicht hatten und endlich wieder unter "Normalbedingungen" der Ortschaft Verbron und schließlich Florac entgegen steuerten.

Auf der D 996 nach Verbron...
Pause in Florac
Auf der D 996 nach Verbron...
...und weiter zur Pause nach Florac

Gegen 14 Uhr machten wir Halt in einer kleinen Bar in Florac. Ein Sandwich und ein Cola später fuhren wir auf der N 106 und N 88 ins 40 Kilomenter entferte Mende. Die Nationalstraßen waren widerum super ausgebaut: Kurve an Kurve, absolut gleichmäßige Rundungen, toller Straßenbelag, fast kein Verkehr - die perfekte Motorradstrecke für optimale Kurvenlagen!

Die N 88 führte uns von Mende nach Le Puy (60 km) und von dort nach St. Etienne. Während der gesamten Strecke fuhren wir noch auf der Hochebene des Zentralmassivs. Entsprechend dankbar war ich für den dicken Pullover, den ich vorsichtshalber unter meiner Motorradjacke trug, aber auch für die funktionierende Griffheizung meiner BMW.

Die spürbare Erwärmung bei der langgezogenen Abfahrt ins Rhonetal, Richtung Lyon, war eine echte Wohltat. Gegen 17 Uhr umfuhren wir auf der Autobahn die Metropole Lyon und schon bald danach rollten wir wieder auf der N 83 in Richtung Bourg en Bresse.

Im Örtchen Villemotier, ziemlich genau zwischen Bourg en Bresse und Lons le Saunier, fanden wir Quartier im Hotel "Le Chaudron". Die Zimmer waren sehr einfach ausgestattet, aber sauber und durchaus ausreichend für eine Zwischenübernachtung. Auch das Abendmenü (immerhin das letzte unserer Motorradtour) konnte sich sehen lassen und zum Abschluß des Menüs wurde einfach die große Käseplatte auf den Tisch gestellt und so lange stehen gelassen, bis man auch wirklich jeden Käse probiert hatte. Danach wurde die Platte in der Gaststätte weitergereicht. Originell!

Hotel "Le Chaudron" Hotel "Le Chaudron"
Hotel "Le Chaudron" (RN 83, 01270 Villemotier, Tel./Fax 04 74 51 51 98).
Die Motorräder parken direkt vor dem Zimmer.
   

-- Mittwoch (11.05.2005)--
Villemotier --> Westhofen

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Der letzte Tourtag war angebrochen. Während wir am gestrigen Tag immerhin stolze 750 km Wegstrecke(!) über das Zentralmassiv und durch die Chevennen zurück gelegt hatten, standen heute noch einmal rund 550 km bis Westhofen auf dem Plan. Für Udo sogar noch weitere 130 Kilometer bis in seinen Heimatort Wolferborn.

Durch das ausgiebige Frühstück gestärkt, schafften wir die erste Etappe auf der N 83 bis Belfort. Dort trafen wir um die Mittagszeit ein und besichtigten vor der Weiterfahrt zunächst einmal die dort befindliche, gewaltige Militäranlage. Ich habe diese Anlage auf meinen vielen Vorbeifahren auf der Autobahn 36 schon unzählige Male aus der Ferne gesehen und nun endlich - nach Jahren - wollte ich mir das Ding auch mal aus der Nähe angucken!

Besichtigung der Festung von Belfort
Besichtigung der Festung von Belfort
   
Besichtigung der Festung von Belfort
    
Besichtigung der Festung von Belfort
Besichtigung der Festung von Belfort

Nach der Besichtigungstour - leider(!) hatten wir keine Führung - setzten wir unsere Fahrt auf der N 83 fort und kehrten unweit von Belfort zum Mittagessen in ein Lokal ein. Dann gings auf der Nationalstraße bis Colmar, wo wir schließlich zum schnelleren Vorankommen wieder auf die Autobahn (A 35) Richtung Straßburg und Deutschland auffuhren. Nach der Grenze fuhren wir auf der A 65, vorbei an Landau, nochmal auf die Raststätte "Weinstraße". Udo und ich verabschiedeten uns dort voneinander, bevor im Anschluß jeder seinen individuellen Heimweg fortsetzte.

   
Fazit: Die Spanientour war kilometermäßig ganz sicher ein Motorradmarathon, aber er hat sich ohne jede Einschränkung gelohnt. Wir sind - insbesondere in Frankreich - durch faszinierende Landschaften gefahren und hatten unzählige, erlebnisreiche Eindrücke, die man mit Worten und Fotos beileibe nicht vollständig darstellen kann. Man muß es einfach "gemacht" haben - erlebt haben!
   
Für mich bleibt im Resümee festzuhalten, dass die schönsten Strecken eindeutig in Frankreich lagen! Ein faszinierendes Land, dessen Naturschönheiten mir erst jetzt, bei der Durchquerung des Zentralmassives und der Chevennen richtig ins Bewußtsein gerückt ist. Es ist unbedingt lohnenswert, ja fast verpflichtend, dort nochmal eine oder mehrere eigenständige (Motorrad-)Touren zu unternehmen - und es ist dabei lange nicht so eine weite Anreise, wie die nach Denia/Spanien. Frankreich, ich werde mit Sicherheit bald nochmal wieder vorbei schauen!

Auch Spanien ist im bergigen Hinterland der Küste sehens- und tourenswert, allerdings wesentlich karger als Frankreich. Eine Motorradtour nach Spanien würde ich jederzeit wieder machen - dann jedoch würde es mich reizen, wirklich mit dem Motorrad auf dem PKW-Anhänger zunächst (z.B.) nach Denia zu fahren und erst von dort aus schließlich eine mehrtägige Rundreise ins Hinterland, den tieferen Süden und die Sierra Nevada zu starten. Mitstreiter gesucht...
    


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